Auftreten des Post-Finasterid-Syndroms nach Verschreibung von Propecia 1 mg-Tablette zur Behandlung der männlichen Glatzenbildung
In: Aktuelle Dermatologie: Organ der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie ; Organ der Deutschen Gesellschaft für Lichtforschung, Band 46, Heft 12, S. 519-522
ISSN: 1438-938X
ZusammenfassungEin Patient wurde im Jahre 2013 mit Propecia 1 mg aufgrund einer androgenetischen Alopezie behandelt. Es traten bei ihm eine sexuelle Dysfunktion mit Erektionsschwäche und vermindertem sexuellen Verlangen auf, die auch nach Abbrechen der Therapie anhielt. Daraufhin machte der Patient gegenüber dem Facharzt einen Behandlungsfehler geltend aufgrund mangelhafter Aufklärung mit der Konsequenz einer fehlerhaften Behandlung. Der urologische Fachgutachter bejahte den Behandlungsfehler. Er war der Meinung, dass, auch wenn nur Einzelfälle mit geringer wissenschaftlicher Basis über das Post-Finasterid-Syndrom bekannt wären, der Facharzt über diese schwerwiegende Nebenwirkung den Patienten hätte aufklären müssen, dies insbesondere bei einer rein kosmetischen Indikation männlicher Glatzenbildung.Der dermatologische Gutachter schloss sich nicht dieser Meinung an. Im Verordnungsjahr 2013 existierten lediglich 2 Publikationen über Einzelfälle des Post-Finasterid-Syndroms. Diese Publikationen in peripheren Zeitschriften fanden noch kein allgemeines wissenschaftliches Echo und führten auch nicht zur Änderung der Fachinformation. Erst im Verlauf der Folgejahre wurde in der Postmarketing-Phase das Syndrom öfters beschrieben und fand auch Eingang in die Fachinformation. Da für die Beurteilung das im Jahre der Verordnung geltende wissenschaftliche Wissen entscheidend ist, kann dem Facharzt kein Behandlungsfehler vorgeworfen werden.